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Der Holocaust ist nicht einzigartig wegen der Anzahl der getöteten Menschen, wegen deren Leiden oder wegen dem Haß, welcher den Juden entgegenschlug - all das ist nicht wirklich bemerkenswert. Was den Holocaust so schrecklich macht, ist die bürokratische Verwaltung und Organisation und die industrielle Durchführung der Vernichtung.
Leider wird der Holocaust gerne instrumentalisiert - viele Deutsche haben Komplexe deswegen, obwohl sie selbst nichts dafür können, da sie erst lange nach den Ereignissen geboren wurden, und diese Komplexe werden gerne von politischen Gruppen aller Art ausgenutzt.
Das Judentum hat in seiner Geschichte schon viel durchmachen müssen, der Antisemitismus hat eine lange Geschichte. Der Holocaust jedoch hat entscheidend dazu beigetragen, die Entstehung des Staates Israel zu ermöglichen, wobei kaum zu klären ist, ob es rechtmäßig ist, daß Angehörige einer Glaubensrichtung, selbst wenn sie eine gemeinsame Abstammung aus einer bestimmten Region der Welt historisch nachweisen können, einen religiös begründeten Anspruch auf eben diese Region erheben. Nun ist das aber auch schon wieder Geschichte, und egal, ob es rechtmäßig war oder nicht, viele Israelis von heute können auch nichts mehr dafür, und die Zeit läßt sich auch nicht zurückdrehen. Heute kommt es darauf an, daß Israelis und Palästinenser beide zu ihrem Recht kommen, aber dazu muß erst einmal geklärt werden, was diese Rechte überhaupt sind. Dazu sollte man nach Möglichkeit nur die aktuelle Situation betrachten, ohne sich die Sinne von der Geschichte vergiften zu lassen. Beide Seiten haben Dinge getan, die sie sich gegenseitig vorwerfen können, aber das bringt niemanden weiter. Hier ist Vernunft gefragt, keine emotional gefärbten nationalistischen Ausbrüche.
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