Kindermaskenball

Ich erinnere mich an einen kleinen Jungen, der unter Indianern und Cowboys als Marienkäfer keine Chancen hat.

Zu Zeiten, als ich noch auf den Kindermaskenball ging, gab es da:

20% Prinzessinnen
10% Funkenmariechen
30% Indianer und Indianerinnen
20% Cowboys und -girls
10% Clowns beiderlei Geschlechts
10% Sonstiges.

Jedenfalls kam es mir so vor.
Weil meine Mutter sehr phantasievoll und eine gute Schneiderin war, ging ich immer als »Sonstiges«. Dabei wollte ich natürlich immer als Prinzessin gehen, mit Perlenkrönchen und rosa Tüll. Was denn sonst!

Maskenball

Maskenball im alten Schloß
Geigenklang und Flöten
die Gestalt im roten Cape
seh ich in die Halle treten.
Schwarze Federn auf dem Hut
trägt ein fremder Herr.
Eine Ritterrüstung klirrt,
wer steckt drinnen, wer?
Unter all den Masken hier
such ich Dein Gesicht,
seh Glitter, Schminke, Pappmaché,
doch Dich ich find nicht.
Buntes Treiben herrscht im Saal
farbenfrohe Pracht.
Steh am Fenster, schau hinaus
in die kalte Nacht.
Die Musik wird laut und schrill,
wilder wird der Tanz
und das Schloß zu bersten scheint
im grellen Lichterglanz.
Wie ein Schatten weht durchs Fenster
eines Hahnes Schrei
und im ersten Morgengrau
ist der Spuk vorbei.

In den friedensbewegten 80ern haben sie bei uns den Cowboys gleich am Eingang die Schießeisen abgenommen.
Einwand einer darob empörten Mutti: »Aber mein Kleiner ist doch Sheriff, der braucht doch seinen Revolver!«
Souveräne Antwort des friedensbewegten Türstehers: »Ein guter Sheriff löst Probleme auch ohne Pistole.«

Kindermaskenball - ein tolles Wort! Wird, so dünkt mir, heutzutage kaum noch verwendet. Da gehen die Kids allesnfalls auf eine Kostümparty! Dabei, seien wir ehrlich, ist doch Kindermaskenball ein Wort, das viel mehr Ehrfurcht hervorruft. Da gibt man sich bestimmt viel mehr Mühe mit dem Kostüm, als wenn man nur zu einer Party geht.