Jerusalem

Jerusalem ist einfach toll. Ich habe zehn Monate da gewohnt. Da kreuzen sich jede Menge Welten: alle Sorten von jüdischen, islamischen und christlichen Welten und die Welt von denen, die vorsichtshalber an gar nichts glauben, und zusätzlich noch so ungefähr 5000 Jahre Geschichte. Und das ist schon ziemlich aufregend.

Irgendwo in Jerusalem an einer Straßenecke zu sitzen und die vorbeigehenden Menschen zu beobachten ist ungefähr zehntausend mal interessanter als jede Fernsehsndung, jedes Buch und jeder Kinofilm der Welt!
Wenn man nicht mehr sitzen kann, schlendert man durch die Altstadt, mischt sich unter die Menge, macht sich über amerikanische Touristengruppen lustig, kauft sich ein paar dieser herrlichen unvergleichbaren Orangen und etwas zu trinken und setzt sich dann wieder an irgeneine Ecke. Lässt sich dann vielleicht von irgendeinem Menschen auf der Suche nach einem spiriuellen Erlebnis volltexten oder schliesst zwischendurch mal ganz kurz die Augen, weil man dann noch mehr dieser ganzen Gerüche wahrnimmt.
Und wieder zu hause kann man dann niemandem, der diese Stadt nie erlebt hat auch nur annähernd etwas von seinen Eindrücken mitteilen.

Gestern, als ich gerade aus dem Urlaub in Jerusalem zurückgekehrt war, las ich irgendwo die Frage:
können Sie sich an mindestens sechs Glücksmomente im letzten Monat erinnern?

Ich mußte lachen: ich kann mich an mindestens 100 Glücksmomente in den letzten zwei Wochen erinnern...

Jerusalem ist nicht nur die heiligste Stadt der Juden, sondern auch der Christen und vieler anderer Glaubensgemeinschaften. Wenn die Menschen es nicht schaffen, es an diesem »heiligen « Ort nicht schaffen, in Frieden und gegenseitiger Achtung zu leben - was bedeutet der Begriff der »Heiligkeit« dann überhaupt?
»An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen!«, heißt es im Neuen Testament, und Lessing hat in »Nathan der Weise« mit der Ringparabel das Gleiche zum Ausdruck gebracht. Nur scheint der Ring zur Zeit verlorengegangen zu sein ...