Schamanismus

Die Studentinnen- und mithin Eso-Zeit ist bei mir ja schon lange vorbei, darum bin ich zuweilen verwundert, wie viele Leute nicht nur auf diesen Stufen verweilen, sondern davon nach wie vor sogar zu leben scheinen. Ich meine nicht den ewigen Studenten, dem ich jederzeit die ewige Rente vorziehen würde, sondern den ewigen Esoteren. Ob Steinwandern in der Eifel oder Rutenerweckung am Bodensee - immer machen diese Anzeigen den Kohl-schen Eindruck - mir gehts gut, wenn ihr mich wählt, gehts euch auch gut!

»Im 19. Jhd. hatte man für die wilden Mätzchen der Schamanen eine einfache Erklärung parat. Schamanen waren gerissene Scharlatane, die vorgaben, von Dämonen besessen zu sein, um ihre naiven Stammesangehörigen zu täuschen. Zu Beginn unseres Jahrhunderts änderte sich die Meinung: Schamanen waren Geisteskranke, Neurotiker und Psychopathen. Während Mikhailovsky (1892) diese Vermutung noch sehr vorsichtig formulierte, erklärte Kharuzin 1905, daß 'alle wirklichen Schamanen neurotische Personen sind'. Bogoraz behauptete 1910, daß unter den ihm bekannten Schamanen 'viele hysterisch und einige buchstäblich halb–wahnsinnig sind. Schamanismus ist eine durch die Auswahl der nervösesten und instabilsten Person geschaffene Religionsform'. Zelenin schrieb 1935, daß es für eine mental gesunde Person völlig unmöglich sei, ein Schamane zu werden.«

W.N. Basilow: Das Schamanentum der Völker Mittelasiens und Kasachstans (1994)