Couchbefeuchtung

Auf der hellen Ledercouch meiner Schwagermutter prangte seit deren (der Couch) erster Lebenswoche ein Fleck. Behauptet hat sie immer, da hätte der damalige Hund ihrer Schwester, ein Irish Setter, unbemerkt lange sehr hingebungsvoll geleckt, und der Fleck lasse sich nicht mehr entfernen. So wurde das auch mir erzählt.

Mein Schwager sagte mir später, der Hund wärs schon gewesen, auch lange, unbeobachtet und hingebungsvoll würde stimmen. Nur GELECKT sei eher ein Euphemismus.

Ein Kumpel von mir verdiente sich unter anderem als gelegentlicher Gebrauchtwagenhändler sein Geld. Ein junges Pärchen hatte ihm einmal sein alten Corsa verkaufen wollen. Das Pärchen oder vielmehr die junge Frau befand sich nämlich in der Hoffnung. Es musste ein Kombi her, der der jüngen Familie in spe genügend Platz bot. Technisch war an dem Auto, daß schon über 15 Jahre alt war, nichts zu bemänglen. Optisch das Übliche (nach so langer Zeit)!
Im Wageninnenraum jedoch fiel ihm die arg in Mitleidenschaft gezogene Rückbank auf. Um das junge Paar nicht in Verlegenheit zu bringen, versuchte er es so gut wie es nur ging zu umschreiben: »Der Wagen ist nicht schlecht. Nur innen drinnen hättest du mal säubern sollen.« Der junge Mann, der angesprochen wurde, schaute in den Fahrerraum. »Da ist doch nichts! Alles in Ordnung?!« Da nahm sich seine Verlobte der Sache kurzerhand an: »Die Flecken hinten gehen nicht mehr raus. Wir haben schon alles versucht. Die sind da reingekommen, weil wir es oft hinten im Auto gemacht haben!« Über soviel Freimütigkeit konnte mein Kumpel nicht einfach so hinwegsehen. Lauthals fing er zu lachen an. Das junge Paar lachte mit. Der Kauf wurde getätigt und mein Kumpel wurde den Corsa kurze Zeit später an einen anderen jungen Mann los. »Hast du 'ne Freundin?« hatte er den neuen Käufer gefragt. »Nein, noch nicht! Aber jetzt, wo ich ein Auto habe...«
»Na dann: gute Fahrt!«

Wohl um mir die Geldübergabe anekdotisch zu versüßen, erzählte der Entrümpler heute bei der Wohnungsabnahme die Anekdote von einem Elektroingenieur, der auf seiner Wohnzimmercouch verschieden war und dort den gesamten August hindurch bei geschlossenen Fenstern gelegen hatte. Die Schilderung des Zustandes der Couch war der unerreichte Höhepunkt an oral history, die mir in diesem Jahrtausend bislang zu Ohren gekommen ist, die ich jedoch aus Rücksichtnahme auf das Gemüt der Leser und einem gewissen Widerstreben, mir diese Details erneut erinnerlich zu machen, an dieser Stelle nicht weiter ausführen möchte.